Welche gesellschaftlichen Probleme nehmen Kinder wahr? Wie erfahren Kinder zu Hause Journalismus? Und durch welche Medien eignen sich Kinder ihr Wissen an? Auf diese und weitere Fragen hat der erste Projektzeitraum (2022-2024) des interdisziplinären Forschungsprojektes „Politik, Journalismus, Medien – Kompetenzen von Kindern im Vor- und Grundschulalter“ (PoJoMeC) erste Antworten hervorgebracht. Eine Bilanz.
Nach der Durchführung und Auswertung der leitfadengestützten Impulsinterviews (vgl. Hunger et al., 2019, S. 169ff.) konnte das Team um Prof. Dr. Thomas Goll, Prof. Dr. Gudrun Marci-Boehncke sowie Prof. Dr. Michael Steinbrecher zunächst frühere Forschungsergebnisse bestätigen: So verfügen Kinder nicht erst in der Grundschule, sondern bereits im Vorschulalter über politisches Wissen und können dieses in Teilen bereits mit ihren eigenen Handlungen und Meinungen verknüpfen (vgl. Hauver, 2019; Goll, 2020). Bei der Vermittlung dieser politischen Inhalte stellte sich im Rahmen der Befragung insbesondere das persönliche Umfeld des Kindes – und damit sowohl die Familie als auch die KiTa – als meinungsprägend heraus. Außerdem spielten insbesondere tertiäre und quartäre Medien eine zunehmende Rolle in den Alltagserzählungen der Kinder, sprich: Das Radio und der Fernseher sowie Computer, Tablets und weitere Geräte mit Internetverbindung (vgl. Pross, 1972; Dittmar, 2009). Der Einfluss von Büchern und Zeitungen spielte angesichts dieser digitalen Möglichkeiten eine nur marginale Rolle.
So sind es häufig auch ebendiese digitalen Angebote, die Kindern im Vorschulalter gesellschaftliche Regeln, Themenwissen über Umwelt und Kriege oder ein Verständnis von Journalismus vermitteln. Im Befragungsprozess hat sich dabei immer wieder herausgestellt, dass die Zugänge zu den unterschiedlichen Medien unter anderem von der Mediensozialisation und Nachrichtenrezeption im Elternhaus abhängig sind – sprich davon, an welchen Nachrichtenvorbildern sich die Kinder orientieren. Dadurch spielen auch kulturelle Hintergründe und die Migrationsgeschichte der jeweiligen Familie eine zentrale Rolle.
Weiterer Schwerpunkt: Eltern und pädagogische Fachkräfte
Diese und weitere Erkenntnisse waren und sind impulsgebend für die zweite Projektphase von PoJoMeC, die seit Beginn des Jahres 2025 läuft. Ergänzend zur fortlaufenden Befragung von Kindern rückt nun ein weiterer Schwerpunkt in den Fokus: die Forschung mit Eltern und pädagogischen Fachkräften. Durch diese zusätzlichen Befragungen möchte das Projekt noch tiefere Einblicke in die Lebenswelt der Kinder gewinnen, indem die Aussagen der Kinder mit mehr Hintergrundwissen und einem besseren Verständnis des Kontextes ausgewertet werden.
Denn: Kinder nehmen ihre Umwelt anders wahr als Erwachsene und haben daher auch eine eigene Sicht auf ihren Medienkonsum. Indem PoJoMeC diese verschiedenen Blickwinkel zusammenführt, ergibt sich ein ganzheitliches Forschungsbild.
Zur Befragung:
Die Befragung im ersten Projektzeitraum erfolgte in sieben Dortmunder Kindertageseinrichtungen. Bei der Auswahl der KiTas wurden unterschiedliche Träger sowie die Spiegelung eines diversen Stadtbildes berücksichtigt. Die Kinder wurden in ihrer gewohnten Umgebung im Beisein einer pädagogischen Fachkraft befragt und mit spielerischen Impulsen wie Bildern und Videos durch die Fragen geleitet.
Text: Elisa Sobkowiak und Leonie Oltmann