Compassion und Journalismus

Das Projekt

Compassion Fotoprojekt

Compassion und Journalismus soll zwei bisher voneinander getrennte Begriffe zusammenbringen. Veränderungen in der Medienwelt beziehen sich meist auf digitaltechnologische Entwicklungen und Innovationen. Anforderungsprofile verändern sich und bekannte Kompetenzmodelle werden fortwährend aktualisiert. Herausforderungen wie sinkendes Vertrauen der Nutzer*innen oder auch der persönliche Umgang damit werden bisher aber nicht erfasst. Das Projekt Compassion und Journalismus sucht deshalb Antworten auf die Fragen, wie Journalist*innen mit einer bisher fachfremden Perspektive auf diese Herausforderungen reagieren können.

Der Begriff

Compassion (deutsch: Mitgefühl) hat seinen Ursprung im Buddhismus. Der Dalai Lama beschreibt es als die „Offenheit für das Leiden anderer mit der Verpflichtung, es zu lindern“. Schon seit Jahrhunderten spielt der Begriff auch in Religion und Philosophie eine wichtige Rolle. Heutzutage ist Compassion vor allem bedeutsam, da sich andere Disziplinen das Konzept zunutze machen: in der Psychologie wird es als ein gesundheitsförderndes oder in der Wirtschaftspsychologie als ein erfolgssteigerndes Tool anerkannt. Damit sollen sich Herausforderungen auf einer persönlichen Ebene überwinden lassen.

Compassion und Journalismus

Der Journalismus war in jüngster Vergangenheit stark von Krisenberichterstattung geprägt. Gerade für junge Journalist*innen war dies oft eine erstmalige Erfahrung. Ein stärkerer Fokus auf Probleme, Unzufriedenheit oder gesellschaftliche Missstände legt den Bedarf nach einem Umgang mit diesen Inhalten nahe. Währenddessen sinkt das Vertrauen in den Journalismus – ein alamierender Wert für die Demokratie. Doch vertrauensfördernde Komponenten gehören bislang nicht zu bekannten Kompetenzmodellen für Journalist*innen. Mitgefühl gegenüber Anderen zu zeigen, steht dagegen in anderen Disziplinen bereits für positive, vertrauensfördernde Effekte, welche die Gemeinschaftlichkeit stärken können.

In Verbindung mit Compassion hat der Journalismus mit seinen verschiedenen Gattungen und Darstellungsformen aber ganz unterschiedliche Anforderungen. Bei einer Implikation stellen sich Fragen wie: Wann könnte eine mitfühlende Handlungsweise sinnvoll sein – und wann nicht, z. B. um die nötige Distanz zu wahren? Ist Compassion für die Krisenberichterstattung geeignet, um den Fokus auf bisher wenig beachtete Perspektiven zu lenken oder das Verständnis für Problemlagen zu erhöhen? Könnten damit auch persönlichen Belastungen begegnet werden? Bietet es generell die Chance, in der Berichterstattung den Anteil an „menschlichen“ Aspekten zu erhöhen? Oder sollte es sich auf bestimmte Darstellungsformen wie Interviews beschränken, um eine vertrauensvolle Gesprächsatmosphäre zu erreichen?

Nils Makrutzki
Projektverantwortlicher „Compassion und Journalismus“

Nils Makrutzki ist seit Dezember 2022 als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Doktorand am Institut für Journalistik der Technischen Universität Dortmund tätig. Sein Forschungsschwerpunkt und Promotionsthema ist der Einsatz von Compassion als neue Möglichkeit im Journalismus.

Das Vorgehen

Auch für den Journalismus sind Chancen durch Compassion denkbar – vor allem im Hinblick auf Stress- und Drucksituationen, denen Journalist*innen ausgesetzt sind. Gerade bei denen, die noch nicht beruflich etabliert sind und inmitten ihrer Ausbildung stehen, ist der Umgang mit Drucksituationen noch nicht erprobt. Der Arbeitsalltag kann für sie eine andere Belastung darstellen als für diejenigen mit langjähriger Erfahrung. Deshalb fokussiert sich das Projekt auf die Perspektive junger Journalist*innen. Unter der Fragestellung „Welche Rolle spielt Mitgefühl für junge Journalist*innen ihnen selbst und anderen gegenüber in ihrem persönlichen Erleben des Arbeitsalltags?“ sind Gespräche mit jungen Journalist*innen in verschiedenen Phasen ihrer beruflichen Entwicklung geplant.

Was ist Compassion und wofür braucht man es? Ein Podcast.

Folge 1: Was heißt Compassion?

Compassion kann viele Bedeutungen haben und wird heute auf unterschiedliche Weisen eingesetzt. Petra Johns und Jan Mayer vom Institute for Compassion erklären, was es damit auf sich hat und wo sich die Anwendung lohnen kann.

Folge 2: Compassion in der Pflege

In der zweiten Folge beschäftigen wir uns damit, welche Möglichkeiten Compassion außerhalb vom Journalismus bieten kann. Ein Beispiel dafür ist das Projekt „touch connect care“, das einen Compassion-Ansatz in der Pflege verfolgt.

Compassion in Bildern – ein Fotoprojekt des Instituts für Journalistik

An der TU Dortmund wird seit dem Sommersemester 2023 eine Lehrveranstaltung zum Thema Compassion und Journalismus angeboten. In diesem Rahmen haben Journalistik-Studierende mit eigenen Fotografien umgesetzt, was sie mit dem Thema verbinden.

Logo Institute for Compassion Heidelberg

Dieses Projekt wird unterstützt vom Institute for Compassion in Heidelberg.