AfD-Sympathisanten zeigen mehr Demokratieunzufriedenheit, stärkeres Medienmisstrauen und anderes Medienverhalten als Gesamtheit der Deutschen

Dortmund. Die politische Orientierung von Menschen hat nicht nur einen Einfluss auf ihre Haltung zur Demokratie und zum Journalismus, sondern auch ganz konkret auf ihr Medienverhalten. Darauf geben die Ergebnisse der repräsentativen Befragung der Studie „Journalismus und Demokratie“ des Instituts für Journalistik der TU Dortmund in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsinstitut forsa Hinweise.

Hier zeigt sich: Personen, die der AfD nahestehen, zeigen sich in der Befragung mehrheitlich unzufrieden mit dem Zustand der Demokratie in Deutschland, misstrauen den Medien, und vertrauen dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk gravierend weniger als die Gesamtheit der Befragten. Sie nutzen dafür deutlich intensiver alternative Nachrichtenseiten, soziale Netzwerke, Videoplattformen und Messenger-Dienste als andere Befragte und schätzen diese auch als vertrauenswürdiger ein. Sie empfinden den Journalismus zudem als weniger glaubwürdig, und als stärker von „Mächtigen“ aus Politik und Wirtschaft beeinflusst als die Gesamtheit der Befragten.

Den deutlichsten Kontrast zum Meinungsbild und Medienverhalten der AfD-nahen Befragten bilden Personen, die den Grünen nahestehen. Diese vertrauen der Demokratie und dem Journalismus überdurchschnittlich, nutzen sogar häufiger öffentlich-rechtliche Medien als die Gesamtheit aller Befragten und misstrauen beispielsweise alternativen Nachrichtenseiten, Videoplattformen und sozialen Netzwerken. Von den insgesamt 1018 in der repräsentativen Umfrage Befragten gaben 97 Personen an, der AfD nahezustehen – 197 gaben eine Nähe zu den Grünen an. Die deutlichen Abweichungen in den Antworten zum Medienverhalten, Medienvertrauen und der Demokratiezufriedenheit sprechen für das Forschungsteam rund um Prof. Dr. Michael Steinbrecher für die Aussagekraft der Teilergebnisse.

Ausgewählte Ergebnisse im Detail:

Weniger Nachrichtenvertrauen – mehr Demokratieunzufriedenheit: Ergebnisse der AfD-Sympathisanten weichen deutlich von der Gesamtheit aller Befragten ab

Insgesamt gaben 53 Prozent aller Befragten an, sie hielten den Journalismus in Deutschland für glaubwürdig. Dieser Wert liegt bei Menschen, die der AfD nahestehen, erheblich niedriger: nur 7 Prozent von ihnen gaben an, den Journalismus für glaubwürdig zu halten. Von den Sympathisanten der Grünen gaben hingegen sogar 78 Prozent an, den Journalismus in Deutschland als glaubwürdig zu erachten.

Hinsichtlich des Vertrauens in Nachrichten zeigen sich ähnliche Werte: Hier gaben 57 Prozent der Gesamtheit der Befragten an, sie würden dem Großteil der Nachrichten in Deutschland vertrauen – im Vergleich dazu waren es 16 Prozent der AfD-Sympathisanten und 79 Prozent der Grünen-Sympathisanten. Die anderen Parteien bewegen sich dazwischen. Ihr Vertrauen in die Nachrichten in Deutschland ist nicht so ausgeprägt wie bei den Grünen-nahen-Befragten, aber auch nicht so geschlossen ablehnend wie bei AfD-Sympathisanten.

AfD-Sympathisanten sind deutlich zudem unzufriedener mit der Demokratie in Deutschland – nur 22 Prozent von ihnen gaben an, sie seien mit der hiesigen Demokratie zufrieden oder sehr zufrieden. Bei der Gesamtheit aller Befragten waren es 62 Prozent, unter den Grünen-Sympathisanten 85 Prozent.

Nur 11 Prozent der AfD- Sympathisanten finden Fernsehen und Radio vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk vertrauenswürdig – im Kontrast zu 93 Prozent der Grünen- Sympathisanten

Hinsichtlich des Vertrauens in die Medienangebote zeigen sich drastische Unterschiede. Während 67 Prozent der Gesamtbevölkerung Fernsehen und Radio vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk als vertrauenswürdig erachten, sind es nur 11 Prozent der AfD-Sympathisanten. Bei den Sympathisanten der Grünen ist das Vertrauen in das Fernsehen und Radio des öffentlich-rechtlichen Rundfunks deutlich höher: 93 Prozent von ihnen gaben an, dass sie das Angebot als vertrauenswürdig einschätzen. Auch überregionalen Tageszeitungen, Regionalzeitungen, Zeitschriften und Magazinen, Privatfernsehen und Privatradio sowie Podcasts vertrauen Sympathisanten der AfD deutlich weniger als die Gesamtbevölkerung und Sympathisantender Grünen.

Während 88 Prozent der Grünen-Sympathisantenund 79 Prozent aller Befragten in der Woche vor der Befragung Fernsehen oder Radio vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk nutzten, um sich über aktuelle Geschehnisse zu informieren, waren es bei den Sympathisanten der AfD nur 51 Prozent.

Zur Studie

Wer sind Sympathisanten einer Partei?

Die repräsentative Bevölkerungsbefragung der Studie „Journalismus und Demokratie“ stellt die Frage, ob die Befragten einer bestimmten Partei in Deutschland nahestehen. Diejenigen, die hier eine Partei angaben, werden von der Studie als Sympathisanten der Partei bezeichnet.

Hintergrund

Die Langzeitstudie „Journalismus und Demokratie“ untersucht jährlich, welche Erwartungen von unterschiedlichen Gruppen an den Journalismus gestellt werden, wie sehr die Gruppen dem Journalismus vertrauen und was sie an ihm kritisieren. 2024 wurden zum dritten Mal Politikerinnen und Politiker, Journalistinnen und Journalisten und die Bevölkerung in Deutschland befragt.

Die Antworten der unterschiedlichen Gruppen von Befragten auf die gleichen Fragestellungen ermöglichen differenzierte Einblicke in das Verhältnis gesellschaftlich relevanter Gruppen zum Journalismus. Die Studie ist multiperspektivisch angelegt und ermöglicht eine Sicht auf die Entwicklung des Verhältnisses von Journalismus und Gesellschaft. Projektleiter sind Prof. Dr. Michael Steinbrecher und Prof. Dr. Günther Rager.

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